Mordfall Fabian: Anwalt der Verdächtigen äußert sich
Im Amtsgericht Rostock wurde der Verdächtigen im Fall Fabian der Haftbefehl verlesen. Danach verließ ein Fahrzeug die Tiefgarage. (Quelle: Danny Gohlke/dpa)
Vier Wochen nach dem Verschwinden des achtjährigen Fabian sitzt eine Frau wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft. Ihr Pflichtverteidiger tritt nun vor die Presse.
Die Verdächtige im Mordfall Fabian schweigt bislang zu den Vorwürfen. Die Frau wird beschuldigt, den achtjährigen Fabian vor vier Wochen getötet zu haben. Sie steht unter dringendem Mordverdacht und wurde am vergangenen Donnerstag festgenommen.
Die Behörden machen bislang keine offiziellen Angaben zur Identität der festgenommenen Verdächtigen. Doch am Freitagabend äußerte sich ihr Pflichtverteidiger Andreas Ohm in einem Interview mit RTL. Seine Angaben bestätigen indirekt, dass es sich bei der festgenommenen Frau um Gina H. handelt – auch wenn Ohm sie nicht namentlich nennt. Gina H. ist die Ex-Freundin des Vaters des getöteten Jungen.
Der Anwalt der Verdächtigen erklärte:
„Zu den aktuellen Vorwürfen hat sie heute nichts gesagt. Sie hat sich ja im Ermittlungsverfahren sehr früh eingelassen, als sie noch als Zeugin befragt wurde – nachdem sie Fabian gefunden hatte.“
Der kleine Fabian gemeinsam mit seiner Mutter Dorina. Die Ermittler gehen davon aus, dass er noch am Tag seines Verschwindens getötet wurde. (Quelle: SchwarckMedia)
Gina H. fand die Leiche von Fabian
Diese Aussage erlaubt die Schlussfolgerung, dass Gina H. die festgenommene Verdächtige ist. Nach dem Fund der Leiche von Fabian am 14. Oktober – an einem kleinen Waldtümpel bei Klein Upahl – wurde Gina H. zunächst als Zeugin geführt. Sie hatte angegeben, den Jungen bei einem Spaziergang mit ihrem Hund entdeckt zu haben.
Pflichtverteidiger Ohm sagte im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung:
„Meine Mandantin hat zu Beginn Aussagen getätigt, sie war mitarbeitbereit.“
An diesem Tümpel bei Klein Upahl wurde Fabians Leiche von der Ex-Freundin seines Vaters entdeckt. (Quelle: SchwarckMedia)
Doch nun schweigt sie.
„Die Vorwürfe sind mir erst am Donnerstagabend in schriftlicher Form übermittelt worden.“ Seine Mandantin habe „erst heute Vormittag erfahren, warum ein dringender Tatverdacht vorliegen soll“, sagte Ohm weiter.
Der Fachanwalt für Strafrecht wurde vom Amtsgericht Rostock zum Pflichtverteidiger der Verdächtigen im Fall Fabian bestellt. Im Gespräch mit RTL sagte er:
„Ich kann die Vorwürfe im Moment nicht überprüfen. Aus meiner Sicht handelt es sich hierbei größtenteils um Indizien.“
„Die Beschuldigte ist in Tränen ausgebrochen“
Der Anwalt berichtete zudem über die Verfassung seiner Mandantin:
„Natürlich ist sie von der Festnahme sehr mitgenommen und auch sehr überrascht.“ Sie habe damit nicht gerechnet. Er fügte hinzu: „Es ist kein Geheimnis: Wenn man festgenommen wird, ist man erschüttert. Natürlich ist die Beschuldigte dabei in Tränen ausgebrochen und war sichtlich erschüttert, hat gezittert.“
Laut Ohm wurde der Verteidigung bislang keine ausreichende Akteneinsicht gewährt.
„Wir haben eine Stellungnahme angekündigt, wenn die Akten da sind“, so der Jurist im Gespräch mit der Zeitung „Bild“. Diese werde voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche eintreffen, eine inhaltliche Reaktion sei dann zwei Wochen später zu erwarten.
An dieser Stelle lag die Leiche von Fabian. (Quelle: Polizei)
Gina H. hat selbst einen Sohn in Fabians Alter
Gina H. ist Mutter eines sieben Jahre alten Sohnes. Ohm erklärte gegenüber RTL:
„Meines Wissens nach ist ihr Sohn gestern der Familienhilfe und der Jugendhilfe vom Landkreis Rostock übergeben worden. Wie es da weitergeht, wird sicherlich das Familiengericht hier in Güstrow zu klären haben.“ Die Großeltern, mit denen die Beschuldigte zusammengelebt habe, seien von der Festnahme sehr betroffen.
Gina H. hatte selbst in der Öffentlichkeit erzählt, dass sie diejenige war, die Fabians Leiche gefunden hatte. Wenige Tage nach dem Fund sagte sie im Gespräch mit RTL:
„Ich war mit meiner Freundin, weil es ihr nicht gut ging, im Wald spazieren“, erklärte die 29-Jährige damals. Dabei seien sie auf die Kinderleiche gestoßen.
„Fabian war wie ein eigenes Kind für mich“
„Fabian war wie ein eigenes Kind für mich. Ich war vier Jahre lang seine ‚Ziehmama‘ sozusagen. Ich habe ihn geliebt wie mein eigenes Kind und hätte dem kleinen Mann niemals etwas angetan“, beteuerte sie. „Dieses Bild, wie er da lag, werde ich nie mehr los … Er sah schlimm aus. Damit muss ich erst mal fertig werden – das ist ein Schock.“
Nachdem die Polizei dennoch Durchsuchungen durchgeführt hatte, sagte Gina H.:
„Ich versteh’ gar nicht, wieso ich jetzt im Fokus bin. Ich habe bei der Polizei mein Handy abgegeben, mein Auto wurde untersucht, ich hab’ alles freiwillig gemacht und kooperiert. Das würde ich wohl nicht machen, wenn ich etwas damit zu tun hätte.“
Eine offizielle Bestätigung, dass Gina H. die festgenommene Verdächtige im Fall Fabian ist, steht noch aus. Es gilt die Unschuldsvermutung.
